Der Essener Industrieriese Thyssenkrupp steht offenbar vor einem seiner tiefgreifendsten Umbauten der jüngeren Geschichte. Es geht um nicht weniger als die Zerschlagung des bisherigen Konzerns und die Umwandlung in eine schlanke Finanzholding. Doch ist dieser drastische Schritt der lang ersehnte Befreiungsschlag für die seit Jahren darbende Aktie oder ein Manöver mit höchst ungewissem Ausgang?

Holding statt Koloss: Was steckt hinter den Plänen?

Die Kernidee: Thyssenkrupp soll zu einer strategischen Konzernführungsgesellschaft mutieren, unter deren Dach die einzelnen Geschäftsbereiche als weitgehend eigenständige Einheiten agieren. Nach Stahl und Marineschiffbau, deren Verselbstständigung bereits auf den Weg gebracht wurde, sollen nun auch die Sparten Werkstoffe, Autoteile und sogar das junge Geschäftsfeld für Dekarbonisierungstechnologien kapitalmarktfähig gemacht und für die Beteiligung Dritter geöffnet werden. An den meisten dieser Einheiten will die Holding aber die Mehrheit behalten, mit Ausnahme des geplanten Joint-Ventures im Stahlbereich. Bis Ende September soll das detaillierte Konzept dem Aufsichtsrat vorgelegt werden.

Die Hoffnung hinter dieser Radikalkur: Mehr Agilität, ein eigener Kapitalmarktzugang für die Sparten und eine klarere Ergebnisverantwortung sollen die chronisch mangelnde Profitabilität endlich beenden und Werte für die Aktionäre heben. Vorstandschef Miguel López, dessen Vertrag im Zuge dieser Pläne wohl verlängert werden soll, verspricht sich davon eine höhere unternehmerische Flexibilität und eine verbesserte Transparenz für Investoren.

Die Börse jubelt – doch die Axt kreist schon

Die Ankündigung dieser Pläne, die zuerst durch Medienberichte bekannt wurden, sorgte am Montag für ein Kursfeuerwerk. Die Thyssenkrupp-Aktie schoss zeitweise um über 6 Prozent in die Höhe auf rund 9,15 Euro und setzte sich damit an die Spitze des MDAX. Damit konnte das Papier eine Kurslücke schließen, die Mitte Mai nach enttäuschenden Quartalszahlen gerissen worden war. Kein Wunder also, dass Anleger zunächst erleichtert reagieren.

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Doch der Umbau hat auch eine harte Kehrseite: Die Konzernzentrale soll von derzeit 500 auf nur noch 100 Mitarbeiter schrumpfen. Darüber hinaus stehen offenbar weitere rund 1.000 Stellen in der Verwaltung zur Disposition. Das Management spricht zwar von einer "klaren Zukunftsperspektive" für die weltweit fast 96.000 Beschäftigten, doch es dürfte spannend werden, wie die Arbeitnehmervertretungen auf diese Einschnitte reagieren.

Déjà-vu mit Hindernissen?

Die Idee, Thyssenkrupp durch Aufspaltung oder Verselbstständigung von Teilen schlagkräftiger zu machen, ist nicht neu. Man erinnere sich an Pläne, das Stahlgeschäft bereits im Jahr 2000 an die Börse zu bringen, oder an die 2018 diskutierte Aufspaltung. Wirklich erfolgreich waren zuletzt der Verkauf der Aufzugsparte 2020 und der Börsengang der Wasserstofftochter Nucera 2023. Auch der angestrebte Börsengang der Marinesparte, beflügelt von der Rüstungskonjunktur, hat der Aktie in diesem Jahr zu einem beachtlichen Plus verholfen.

Analysten sehen in den neuen Plänen zwar eine Bestätigung des Transformationskurses, der mittelfristig Werte freisetzen könnte. Kurzfristig überwiegen jedoch Unsicherheiten bezüglich der Umsetzung und der sozialen Akzeptanz. Die Komplexität der Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche und mögliche Widerstände von Arbeitnehmern und Politik bleiben zentrale Herausforderungen. Man darf gespannt sein, ob der große Wurf diesmal gelingt.

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