FRANKFURT (dpa-AFX) - Neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump haben den Dax am Freitag deutlich belastet. Der deutsche Leitindex war im Handelsverlauf um bis zu 3 Prozent abgesackt und hatte so den tiefsten Stand seit gut zwei Wochen erreicht. Zum Handelsschluss hin erholte sich der Börsenbarometer ein Stück weit, sodass letztlich ein Minus von 1,54 Prozent auf 23.629,58 Punkte zu Buche stand. Auf Wochensicht bedeutet das einen Verlust von 0,58 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Freitag 0,53 Prozent auf 29.894,72 Zähler ein.

Im Handelsstreit mit der Europäischen Union (EU) setzt Trump auf maximale Konfrontation und droht mit Strafzöllen in Höhe von 50 Prozent. Er "empfehle", dass die Abgabe für Waren aus der EU am 1. Juni in Kraft trete, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Ausgenommen seien Produkte, die in den USA hergestellt würden, fügte er hinzu. Der US-Präsident begründete den drastischen Schritt mit festgefahrenen Verhandlungen.

Marktexperte Andreas Lipkow sprach von einer eiskalten Dusche vor dem Wochenende. Die USA wollten offenbar im Zuge der Zollverhandlungen mit der EU den Druck noch einmal deutlich erhöhen und die Verhandlungsdynamik beschleunigen.

"Es war immer klar, dass die US-Regierung gegenüber der EU eine andere Haltung einnehmen wird als gegenüber den meisten anderen Handelspartnern", schrieben die Volkswirte der Bank ING. Kommentare wie "die EU ist böser als China" hätten die bisherige Haltung der US-Regierung geprägt.

Europaweit und auch hierzulande gerieten unter anderem Banken- und Technologiewerte nach der Trump-Drohung unter Verkaufsdruck. Um Automobilaktien machten die Anleger einen besonders großen Bogen. So fielen im Dax Mercedes-Benz und Porsche AG um jeweils knapp vier Prozent.

Im ersten Quartal hatten zwar Ausfuhren gerade auch von Autos noch die deutsche Wirtschaft gestützt. Diese war nicht zuletzt deshalb mit 0,4 Prozent zum Vorquartal doppelt so stark gewachsen wie zunächst vom Statistischen Bundesamt geschätzt. Die Experten sprachen aber von Vorzieheffekten im schwelenden Handelskonflikt mit den USA. Insofern könnte das Wachstum in Deutschland "bald zu einer positiven Eintagsfliege werden", hieß es von der Bank ING.

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer kann sich Hoffnungen auf eine Zulassung seines Kassenschlagers Eylea für eine längere Behandlung in der EU machen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur hatte eine Zulassungserweiterung für das Augenmittel empfohlen. Die Bayer-Aktien gehörten mit plus 0,5 Prozent zu den besten Dax-Werten.

Für die Papiere von PVA Tepla ging es nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank letztlich um 6,4 Prozent auf gut 17 Euro aufwärts. Analyst Michael Kuhn sieht beim Halbleiterzulieferer das volle Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft und hob sein Kursziel von 14,50 auf 26,00 Euro an.

Die Titel von Evotec setzten ihre Erholungsrally vom Vortag dynamisch fort. Die Papiere des Wirkstoffentwicklers gewannen mehr als 17 Prozent.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 1,81 Prozent auf 5.326,31 Punkte ab. Lediglich moderate Verluste verbuchten die Leitindizes in Zürich und in London . In New York stand der Dow Jones Industrial zuletzt 0,5 Prozent im Minus./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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