Die Pharmabranche steht vor einem Wendepunkt – und Eli Lilly, einer der größten Player im Markt für Diabetes- und Adipositas-Medikamente, gerät zunehmend unter Druck. Während das Unternehmen mit milliardenschweren Kooperationen und vielversprechenden Studienergebnissen aufwartet, ziehen erste Analysten die Notbremse. Steht der bisherige Höhenflug der Aktie vor dem Aus?

Erste Group schaltet auf "Hold"

Die Erste Group Bank hat am Donnerstag ihre Einschätzung zu Eli Lilly überraschend von "Buy" auf "Hold" zurückgestuft. Der Grund: Trotz eines soliden Umsatzwachstums von 36,38 Prozent im vergangenen Jahr und einer insgesamt guten finanziellen Verfassung sehen die Analysten die künftigen Gewinnaussichten kritisch. Die jüngste Prognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie 2025 liegt nun zwischen 20,20 und 21,70 US-Dollar – zu wenig, um den aktuellen Bewertungen gerecht zu werden.

"Die Revision spiegelt unsere Erwartung wider, dass die Aktie mittelfristig seitwärts tendieren könnte", kommentieren die Erste-Group-Analysten. Ein klares Signal an die Märkte, dass die Tage der ungebremsten Rally vorerst gezählt sein könnten.

Milliarden-Deal im Kampf gegen Übergewicht

Doch Eli Lilly schlägt zurück. Erst am 4. Juni kündigte das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Camurus an, die bis zu 870 Millionen US-Dollar wert sein könnte. Im Fokus: die Entwicklung langwirksamer Versionen von Lillys GLP-1-basierten Therapien gegen Diabetes und Adipositas.

  • 290 Millionen US-Dollar fließen als Vorabzahlung und für Entwicklungsmeilensteine
  • Weitere 580 Millionen sind an Verkaufsziele geknüpft
  • Camurus' FluidCrystal-Technologie soll die Dosierung vereinfachen

"Der Deal unterstreicht Lillys Bestreben, seine Marktführerschaft im boomenden Adipositas-Sektor auszubauen", erklärt ein Branchenkenner. Besonders spannend: Die Technologie könnte auch auf vielversprechende Kombipräparate in der Pipeline angewendet werden.

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Durchbruch bei Nierenerkrankungen?

Parallel meldet Eli Lilly Erfolge bei der Behandlung chronischer Nierenerkrankungen. Die CONFIDENCE-Studie zeigt, dass eine Kombination aus Empagliflozin (Jardiance) und Finerenon die Albuminausscheidung bei Diabetes-Patienten um 32 Prozent stärker reduziert als eine Monotherapie – bei guter Verträglichkeit.

"Diese Ergebnisse könnten Jardiance, einem der Flaggschiff-Produkte von Lilly, neue Absatzmöglichkeiten eröffnen", so ein Studienleiter. Ein wichtiger Schritt, um das Portfolio breiter aufzustellen und sich unabhängiger vom Wettbewerb im GLP-1-Markt zu machen.

Institionelle Anleger halten trotzdem die Stellung

Während sich die Analystenmeinungen spalten, zeigen sich große Investoren weiterhin optimistisch. Channel Wealth LLC erhöhte seine Position im ersten Quartal um 17 Prozent, Clare Market Investments sogar um 90,8 Prozent. Doch die Gesamtstimmung bleibt verhalten:

  • Goldman Sachs korrigierte seine globalen Umsatzprognosen für Adipositas-Medikamente bis 2030 von 130 auf 95 Milliarden US-Dollar nach unten
  • Im Mai trugen Lilly und UnitedHealth maßgeblich zum Sektorrückgang bei

Für Anleger wird die entscheidende Frage sein, ob Lilly mit seinen strategischen Initiativen die Erwartungen weiter übertreffen kann – oder ob die goldenen Zeiten im Pharmasektor vorerst vorbei sind.

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